Bericht: Aktionstag im Schanzenviertel

[Bericht von Indymedia]:

Am 14.09. fand im Hamburger Schanzenviertel ein nicht angemeldeter Aktionstag und unkommerzieller Anwohner_innen-Flohmarkt gegen Gentrifizierung und Gefahrengebiete statt. Im Rahmen dieses Aktionstages / Flohmarktes, der mit bis zu 300 Menschen gut besucht war, wurde eine Leerstandsbesichtigung eines nahezu leerstehenden Hauses durchgeführt.

Das sogenannte „Geisterhaus“ in der Juliusstr. 40 / Ecke Schulterblatt, von der Familie Landschulze gekauft, steht seit nunmehr sieben Jahren bis auf eine vermietete Wohnung sowie einem Gastronomiebetrieb leer. Die verbliebene Mieterin wird seit Jahren von den Eigentümern drangsaliert, indem diverse Räumungsklagen gegen sie angestrebt werden.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Wohnungen zu Höchstpreisen verkauft werden sollen. Dabei wird offenbar auf die Räumung der an das Gebäude angrenzenden Roten Flora spekuliert. Die Argumentation der Landschulzes, bekannt durch mehrere Leerstände im Schanzenviertel und St.Pauli , dass angebliche Sanierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen seien, findet bei den zuständigen Behörden uneingeschränkte Akzeptanz. Diverse Anzeigen wegen Verstößen gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum führten bis heute zu keinerlei Konsequenzen. In Anbetracht der Wohnungsnot in Hamburg ein unhaltbarer Zustand!

Bereits im Oktober 2010 wurde das Haus in der Juliusstr. 40 medienwirksam besetzt. Am gleichen Abend erfolgte im Rahmen eines großen Polizeieinsatzes die Räumung. Die Besetzter_innen wurden inzwischen zu Geldstrafen verurteilt.

Im Rahmen des Aktionstages nun, öffnete sich wie durch Geisterhand das „Geisterhaus“. Ein Transparent,an der Hausfassade befestigt, lud zu einer Besichtigung der leerstehenden Wohnungen ein. Diese Besichtigung, zu der zusätzlich mit Flugblättern, auch in den umliegenden Straßen mobilisiert wurde, fand großen Anklang!
Viele Besucher_innen des Aktionstages / Flohmarktes, Anwohner_innen sowie Tourist_innen, nutzten die Gelegenheit, sich die zukünftigen Luxuswohnungen anzusehen. Leider wurde der Rundgang durch das Eintreffen hektischer Polizeibeamt_innen der Hamburger Bereitschaftspolizei, die sich nach mehr oder weniger erfolgreicher“ Verkehrsplanung“ zunächst zurückgezogen hatten, beendet. Einigen Menschen, die im Haus verblieben waren, wurde von den Polizeibeamt_innen zunächst gesagt, dass sie sich widerrechtlich in dem Gebäude aufhalten würden. Trotzdem handelt es sich, dem Vernehmen nach,nicht um einen Hausfriedensbruch, und die Menschen konnten ohne Personalienfeststellungen das Haus verlassen.

Während die verbliebenen Polizeibeamt_innen auf den für die Nacht angeforderten Wachschutz und einen Tischler,der die angeblich zerstörten Türen zu den leerstehenden Wohnungen reparieren sollte, warten mussten, ließen es sich die Menschen auf der Straße nicht nehmen, den öffentlichen Raum mit Vokü und Musik zu nutzen.

Während des Aktionstages wurde mit Transparenten und Redebeiträgen auch auf das Thema „Gefahrengebiete“ eingegangen. Seit dem 01. Juni 2013 ist das gesamte Schanzenviertel zum Gefahrengebiet erklärt worden. Grundlage dafür ist eine angebliche „Lageerkenntnis“, die die Polizei selbst erstellt. In diesem Fall wird die Einrichtung des Gefahrengebietes offiziell mit dem Drogenkonsum / Verkauf begründet.
Bereits im Juli 2005 trat das vom damalige Hamburger CDU – Senat als „schärfstes Polizeigesetz der Republik“ hochgelobte Gesetz in Kraft. In diesem befindet sich relativ versteckt der Passus „ Gefahrengebiete“. Hiernach definiert die Polizei Gebiete, in denen sie, den eigenen „Lageerkenntnissen“ folgend, verdachtsunabhängige Kontollen durchführen kann.

Jederzeit können Menschen von Polizeibeamt_innen angehalten, befragt, ihre Identität festgestellt und überprüft werden. Die so gewonnenen Daten, z. B. bei einem in Folge der Überprüfung ausgesprochenen Platzverweis, können über Monate gespeichert werden. Gleichzeitig geben die Kontrollen der Polizei Aufschluss darüber, mit wem sich eine kontrollierte Person an welchem Ort aufgehalten hat. Auch mitgeführte Sachen (z. B: Taschen oder Rucksäcke ) können in Augenschein genommen werden. In Augenschein nehmen heisst in der Praxis, dass die Polizeibeamt_innen die Rucksäcke bzw. Taschen durchsuchen, was eine erheblichen Eingriff in die Intimsphäre darstellt. Willkürlich können Platzverweise, Ingewahrsamnahmen und Aufenthaltsverbote, die zum Teil das gesamte Gefahrengebiet umfassen, angeordnet werden. Bewohner_innen dieser Gebiete können, unabhängig von den offiziellen „Lageerkenntnissen“ der Polizei, bei Kontrollen, faktisch unter Hausarrest gestellt werden.

Und wozu dient das Ganze?
Vorgeblich wird versucht, durch diese rein repressive Maßnahme eine verfehlte Drogenpolitik durchzusetzen. Tatsächlich dient das Einrichten solcher Gefahrengebiete lediglich dazu, alle „unliebsamen“ Menschen zu schikanieren und mit Hilfe von Platzverweisen und Aufenthaltsverboten zu verdrängen.
Eine nun auch per Gesetz „freigeschaltete“ Polizei darf nicht die Definitionsmacht darüber haben, ob und wann ein Stadtteil als Gefahrengebiet ausgewiesen wird. Der einzige Ausweg ist: Sich nicht verdrängen lassen und den öffentlichen Raum zurückerobern!

Gegen polizeiliche Repression und Überwachung!
Gefahrengebiete abschaffen!
Fight Gentrification!

Quelle: Indymedia

Hier das Plakat zum Aktionstag

Keine Kommentare

Sorry, the comment form is closed at this time.

#gefahrengebiet aktuell

Seit dem 4. Januar ist das Schanzenviertel wieder gefährlich. Diesmal sind aber auch Altona Nord und Altstadt und St. Pauli mit von der Partie.

Wir werden versuchen auch in den kommenden Tagen hier wieder über die Entwicklung auf dem Laufenden zu halten, auch um auf anstehende Aktionen usw. hinzuweisen. Denn eines ist klar: Das Gefahrengebiet muss weg. Gegen alle Gefahrengebiete!

In der Zwischenzeit raten wir zu folgenden Seiten:

EA Hamburg sowie zu

Lokal- und Politikblogs

Demo, Besetzung und Flüchtlingsgipfel

gegenkontrollen

Demo gegen Polizeiwillkür und rassistische Kontrollen, Solidaritätsbesetzung und internationaler Flüchtlingsgipfel. Ein Bericht von florableibt zu den Ereignissen am Samstag: Details »

Gefahrengebiet? „Aufgehoben.“

„Das ist immer eine zeitlich begrenzte Maßnahme“, sagt ein Polizeisprecher laut taz.de

Nicht nur das Gefahrengebiet im Schanzenviertel muss weg. Gegen alle Gefahrengebiete! Kommt zur VV am 23.10. in die Flora und zur Demo am Samstag, 26.10.2013!

8. Vollversammlung zu Gefahrengebieten

Am Mittwoch, den 23.10. um 19 Uhr findet wieder eine Vollversammlung zum Thema Gefahrengebiete in der Roten Flora statt. Alle Menschen, die sich schon mit dem Thema befassen oder befassen wollen, sind herzlich eingeladen, zu kommen! Es gibt neue Infos zum aktuellen Stand und der anstehenden Demo. Bringt Bastelmaterial mit – im Anschluss an die Besprechungen wird Demomaterial gebaut.

Upcoming protests

upcomin

26.10. Demo „Still not <3′ing Gefahrengebiet. Gegen Polizeiwillkür und rassistische Kontrollen“ (Info)

02.11. Demo „Anerkennung der Gruppe ‚Lampedusa in Hamburg‘ jetzt!“ (Info | fb-event)

21.12. Demo „Selbstorganisierung statt Repression! Refugee-Bleiberecht, Esso-Häuser & Rote Flora durchsetzen!“ (Info)

jeden Mittwoch „Wöchentliche Demo – Wir bleiben hier!“ (Info)

to be continued!

Shame on you Mayor Scholz and on the Goverment of Hamburg

Gestrige Spontandemo von ‚Lampedusa in Hamburg‘ und Unterstützer_Innen gegen die rassistischen Großkontrollen in St. Georg und St. Pauli. Ein Kurzbericht von der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen Hamburg Details »

26-10-2013 Demo gegen Polizeiwillkür und rassistische Kontrollen

demo

 26.10., 13 Uhr, Rote Flora:
Still not <3’ing Gefahrengebiet.
DEMO gegen Polizeiwillkür und rassistische Kontrollen! Details »

Einladung zur 7. Vollversammlung gegen Gefahrengebiete

logo200

Am Mittwoch, den 9.10. um 19 Uhr findet wieder eine Vollversammlung zum Thema Gefahrengebiete in der Roten Flora statt. Alle Menschen, die sich schon mit dem Thema befassen oder befassen wollen, sind herzlich eingeladen, zu kommen!

Still not ♥’ing Gefahrengebiet – Einladung zur 6. Vollversammlung

flora

Am Mittwoch, den 25.9. um 19 Uhr findet wieder eine Vollversammlung zum Thema Gefahrengebiete statt – in der Roten Flora (Achidi-John-Platz 1). Details »

Bericht: Aktionstag im Schanzenviertel

[Bericht von Indymedia]:

Am 14.09. fand im Hamburger Schanzenviertel ein nicht angemeldeter Aktionstag und unkommerzieller Anwohner_innen-Flohmarkt gegen Gentrifizierung und Gefahrengebiete statt. Details »

Umzug gegen Gefahrengebiete

Unangemeldeter Umzug gegen Gefahrengebiete und rassistische Kontrollen durchs Schanzenviertel (HH)

Heute, am 13.09.2013, zogen ungefähr 60 Menschen lautstark und vermummt durch Hamburgs neuestes Gefahrengebiet, das Schanzenviertel. Details »

Polizei außer Kontrolle

danke an urbanshit.de für dieses Foto.

Gegen Gentrifizierung und Gefahrengebiete

Gentrifizierung, Gefahrengebiete, Repression und Überwachung. Viele gute Gründe für Protest. Gefahrengebiet kippen!

Kommt zum Anwohner_innenflohmarkt, informiert euch und macht Aktionen!

Come as you are – Gefahrengebiet goes Pöseldorf

Details »

Einladung zur vierten Vollversammlung gegen Gefahrengebiete

flora

am Mittwoch, den 31. Juli, um 20h in der Roten Flora.

Seit Anfang Juni besteht ein dauerhaftes Gefahrengebiet im Schanzenviertel. Die Vollversammlungen hatten die letzten Male im zweiwochentakt stattgefunden. Es sollen auch diesen Mittwoch bestehende und kommende Ideen vertieft, weiterentwickelt und umgesetzt werden.